Leben mit MS

   

Inhaltsverzeichnis

  1. Die MS verstehen
  2. Hilfestellung
  3. Das Leben neu überdenken
  4. Familie und MS
  5. Gespräche führen

Die MS verstehen

Das Verstehen der komplizierten Krankheit benötigt viel Zeit.

Die MS kann auf die persönliche Lebensgestaltung Einfluß nehmen. Die Erkrankung beeinflußt auch die Familienangehörigen. Diese und die von der MS Betroffenen selbst können manchmal sehr verunsichert darüber sein, ob man nun gesund oder krank ist. Einige Symptome sind nicht sichtbar und können den Mitmenschen deshalb nur schwer vermittelt werden; hieraus kann Unverständnis auch bei nahen Angehörigen entstehen.

MS-Kranke fragen sich möglicherweise, was sie sich noch zumuten können, oder haben Angst, sich zu überfordern. Eigene Grenzen müssen neu ausgelotet werden.


Hilfestellung

Auf dieser Seite versuchen wir ein wenig Hilfestellung zu geben.
Denn das Leben ist einzigartig. Jeder Mensch ist einzigartig.
Und das Leben ist mit und trotz MS immer noch lebenswert!

Bis zur Diagnosestellung einer MS hat fast jeder Patient schon eine längere Vorgeschichte mit der Krankheit und eine Zeit der Unsicherheit hinter sich. Symptome wie Taubheitsgefühle in Gliedmaßen, Sehstörungen oder Müdigkeit und Abgeschlagenheit äußern sich oft schon seit einigen Wochen, Monaten oder sogar Jahren. Sie werden häufig nicht eindeutig diagnostziert, vom Patienten verdrängt oder als Einbildung abgetan. Einige empfinden daher im ersten Moment sogar Erleichterung über die Diagnose, da die quälende Frage: "Was ist eigentlich mit mir los?" endlich geklärt wurde.

Meist löst die Diagnose verständlicherweise einen Schock aus.
"Das kann nicht wahr sein- ich habe keine MS!" sind oft die ersten Reaktionen auf das Verlauten der Diagnose.

Ist der erste Schock überwunden, wird die Krankheit meist schrittweise realisiert. Dabei treten ganz unterschiedliche Gefühle auf. In vielen Fällen überwiegen jedoch Verzweiflung, Trauer, Angst und Hilflosigkeit gegenüber der Krankheit. Aber auch Wut und Enttäuschung gehören dazu.
Das Leben erscheint vielen in diesem Moment sinnlos.

Das Leben neu überdenken

Nicht verzweifeln!
Für manche Betroffene ist es ratsam, das Leben mit MS neu zu überdenken. Man muß aber nicht das ganze Leben umkrempeln.
Man sollte nur versuchen, bewußter und gelassener zu leben.

Was bringt es einem, wenn man sich über Sachen ärgert oder sogar richtig aufregt,wenn es doch viel leichter mit einem Lächeln zu bewältigen ist.
Das ist erstens nicht so Zeitaufwendig, zweitens macht´s viel mehr Spaß und drittens, das wichtigste, diesen Angriffspunkt nimmt man der MS.
Das gleiche gilt für Schuld. Man muß sich nicht schuldig fühlen, weil man MS hat oder weil vielleicht etwas nicht wie gewünscht funktioniert.
Sich schuldig zu fühlen, führt nur dazu, daß man der MS Angriffspunkte für neue Entzündungsherde gibt.
Und das möchte niemand.

Natürlich fühlen sich auch die Angehörigen anfangs machtlos und wissen nicht, wie sie sich verhalten sollen.
Auch wenn es schwer fällt, sollte man versuchen, sich gemeinsam mit den Angehörigen über die Krankheit zu unterhalten und gemeinsam Lösungen für Probleme zu finden. Das stärkt das Vertrauen und ist ein wichtiger Halt.

Familie und MS

Es wird von den Beeinträchtigungen, die durch die Erkrankung auftreten, abhängig sein, in welchem Maße die Familie Veränderungen erfährt.
Dennoch wird in jedem Fall die Unsicherheit, die durch die Erkrankung entsteht, die gesamte Familie betreffen.
Die Ungewissheit über den Verlauf der Erkrankung steht für viele Betroffene neben der Unsicherheit, ob die Familie ihm/ihr beistehen und helfen wird, mit der Erkrankung fertig zu werden. Die Angst des Betroffenen, von den Familienangehörigen abhängig zu werden und auf deren Hilfe angewiesen zu sein, kann dazu führen, Krankheitssymptome zu überspielen und die eigenen Kräfte zu überschätzen. Das führt zwangsläufig zu Mißerfolgen und Mutlosigkeit und vermittelt den Angehörigen das Gefühl, daß ihre Hilfsangebote abgewiesen werden. Dies kann möglicherweise zum Rückzug und zu mangelnder Bereitschaft führen, dem erkrankten Familienmitglied zu helfen. Ein Teufelskreislauf beginnt!
Andererseits besteht die Gefahr, daß die Familienangehörigen dem Betroffenen zu viel abnehmen, obwohl dieser gar nicht der Hilfe bedarf und sich somit in eine unnötig große Abhängig begibt.
Es ist deshalb äußerst wichtig, daß der/die Erkrankte und die Familienmitglieder sich über Art und Ausmaß der Hilfe offen aussprechen. Dabei muß geklärt werden, in welchem Maße Angehörige helfen können und wieviel Hilfestellung der Patient benötigt und annehmen kann. Es gibt die Möglichkeit, daß neben den Familienangehörigen andere Menschen zu Hilfe geholt werden können, um eine Überforderung der Familie zu vermeiden.
Wichtig ist, daß sowohl der Erkrankte als auch alle anderen Familienmitglieder ihr eigenes Leben, einschließlich Freizeit und Hobby, gestalten können.

Wichtig für die Familie und den MS-Betroffenen ist zu lernen, daß der Patient während seiner Erkrankung verschiedene Rollen innehat. So kann der Betroffene von "äußerlich völlig gesund und nicht beeinträchtigt" bis zu "akut erkrankt" oder gar "chronisch erkrankt" mit mehr oder weniger schwerwiegenden Einbußen ganz unterschiedliche und im Verlauf wechselnde Rollen einnehmen.

In dem Bericht "Multiple Sklerose - häufig gestellte Fragen", der sich ebenfalls auf unserer Homepage befindet, haben wir darauf hingewiesen, daß ein ausgewogenes Maß an Ruhepausen und Leistung wichtig ist. Ebenso sollte für ausreichend Schlaf gesorgt und Übermüdung vermieden werden.
Das kann zum Beispiel für die Familie heißen, gemeinsame Aktivitäten in die Morgenstunden zu verlegen und lange Abende zu vermeiden. Bei Unternehmungen sollten kleinere Ruhepausen eingeplant werden. Die gemeinsamen Arbeiten sollten so eingeteilt werden, daß der MS-Patient nicht überfordert wird. Wenn hierbei professionelle Hilfe notwendig sein sollte, so können einerseits Familienberatungsstellen in Anspruch genommen werden, andererseits können auch Familientherapien (die ganze Familie sucht gemeinsam einen Therapeuten auf) zur Anwendung kommen.
Familientherapien werden zum Teil in Erziehungsberatungsstellen, aber auch bei niedergelassenen Nervenärzten durchgeführt. Weitere Adressen von Familientherapeuten sind über die psychiatrischen Universitätsambulanzen zu erfahren. Unter Umständen kann auch eine Einzelberatung oder Einzeltherapie für den Partner/die Partnerin in Frage kommen.
Auch Gruppen für Angehörige und themenzentrierte Gruppen für Familienangehörige werden angeboten. Oftmals ist es sehr wichtig, Angehörige zu entlasten. Denn oft haben sie ein hohes Schuldgefühl und erlauben sich nicht, mal allein etwas zu unternehmen - z.B. allein in den Urlaub zu fahren oder ihren Hobbies nachzugehen.

Gespräche führen

Das bisher Gesagte setzt voraus, daß Gespräche über die Erkrankung stattfinden können. Nur wenn sehr kleine Kinder in der Familie sind, wird dies nicht immer möglich sein. Kinder spüren jedoch, daß irgendetwas nicht mehr in Ordnung ist, schämen sich unter Umständen dafür und begreifen nicht, daß der Vater oder die Mutter nicht mehr mit ihnen in dem Maß spielen können, wie sie es bisher gewohnt waren.
Sie sehen, daß der Vater / die Mutter zum Beispiel nicht mehr richtig gehen kann. Kinder bekommen dann sehr schnell Angst, sie fürchten unter Umständen, daß der Vater / die Mutter sterben wird, daß sie allein gelassen werden, ja, gelegentlich fühlen sich die Kinder für die Erkrankung sogar verantwortlich und schuldig.
Daher ist es notwendig, die Kinder über die Erkrankung aufzuklären, die Ausführlickeit der Aufklärung ist vom Alter und von der Reife des Kindes abhängig.

Sicherlich besteht die Gefahr, daß eine Erkrankung wie die MS zu Schwierigkeiten in der Familie führen kann, welche die Familie zerbrechen lassen. Andererseits wird eine Familie, die bisher liebevoll und vertraut miteinander umgegangen ist, auch die Chance, das Schicksal der MS-Erkrankung gemeinsam zu tragen, nutzen können und noch fester und intensiver zusammenwachsen.

Der Austausch mit anderen MS-Betroffenen ist für viele eine große Hilfestellung. Bei unseren Treffen, in anderen Selbsthilfegruppen und Foren findet man Trost und Verständnis für die eigene Situation. Es wird sich gegenseitig Mut gemacht, man kann Ratschläge erhalten und natürlich weitergeben. Die Betroffenen profitieren von den Erfahrungen der Anderen.

Zu wissen: "Ich bin nicht allein" ist ein beruhigendes Gefühl.


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